Ein kluger Umgang mit Geld ist eine wesentliche Alltags- und Lebenskompetenz. Doch wird er als eine echte Kulturtechnik erachtet, die es zu beherrschen und zu vermitteln gilt?
Obwohl wir in einer ökonomisierten Gesellschaft leben, wird Kindern und Jugendlichen der nachhaltige Umgang mit Geld und Ressourcen eher en passant, denn gezielt und engagiert vermittelt. Wie war das bei euch zu Hause? Welche Geldbotschaften habt ihr gehört und vermittelt bekommen? Welche Lebensbotschaften wurden euch vorgelebt – etwa in Bezug auf Arbeit und Leistung? Viele von uns haben sicher noch den Spruch in den Ohren Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
In Zeiten steigender Komplexität und eines immer mehr selbstoptimierten Daseins wird eine finanz- und wirtschaftsethische Sensibilisierung zum Gebot der Stunde. Nicht zuletzt, um dem täglichen Hamsterrad immer wieder ein Stück weit zu entkommen und um nicht leerzulaufen.
Es geht mir dabei nicht allein um ökologische Aspekte eines nachhaltigen Wirtschaftens – oben bildlich dargestellt in den vergessenen, zurückgelassenen und nicht mehr abgeholten Brotdosen einer Grundschule.
Damit junge Erwachsene aufgeklärt und gewappnet sind, wenn sie aus der Schule ins Leben treten, benötigen sie solide ökonomische Kenntnisse. Dies zum einen, um sich sicher in der stark monetarisierten Gegenwart zurechtzufinden. Zum anderen, um komplexe Finanzdienstleistungen und Finanzprodukte zu überblicken und zu verstehen.
Nicht weniger wichtig ist es, sich die ganze Reichweite biografischer Weichenstellungen bewusst zu machen, insbesondere deren langfristige finanzielle Auswirkungen.
Macht euch auch als Eltern klar, dass die Verantwortung für solche komplexen Themenstellungen nicht allein den Schulen und Bildungsinstitutionen überlasssen werden kann. Daher mein Rat:
Sprecht zu Hause offen über Geld!
Mit dem Partner, der Partnerin, den Kindern!
Warum die finanzielle Bildung in Familie und Schule früh auf die Agenda sollte, erfahrt ihr im Interview Thema Geld als Schulfach mit dem Medienhaus Main-Echo. Im Interview Offen über Geld sprechen geht es um die Dos and Don'ts in der Geld- und Konsumerziehung, die wir in der Stadt Aschaffenburg in einer Vortragsreihe zur Finanzplanung von Familien aufgegriffen haben.
Das Thema Geld reicht von der Wiege bis zur Bahre. Bereits im Kindergartenalter ist es wichtig, dass Eltern auf Grenzen in der Konsumerziehung achten, später dann im Jugendalter geht es eher um den richtigen Umgang mit Verträgen und auch Fallen, die es zu vermeiden gilt. Grundsätzlich ist das Erlernen des Umgangs mit Geld ein Prozess, da werden natürlich auch Fehler gemacht, aus denen kann man dann etwas lernen.
Vor allem umfasst finanzielle Bildung weit mehr als nur reines Finanzwissen. Dem Kompetenzmodell Finanzielle Grundbildung des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung liegt explizit das Anliegen nach Empowerment zu Grunde, um finanziell fit und gut gerüstet für die Zukunft zu sein. Selbstverständlich braucht es dazu die notwendigen Basics, also eine nachhaltige Budgetplanung, Absicherung und Vorsorge. Hier hapert es leider an allen Ecken und Kanten, wie der Jugendforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann einst in einer MetallRente Jugendstudie kritisierte: »Der Gesetzgeber hat jungen Menschen eine große Verantwortung für die Zukunftsvorsorge auferlegt, aber versäumt, ihnen das Wissen und die Kenntnisse dazu zu vermitteln.«
»Finanzielle Kompetenz ist eine essenzielle Ressource
der Lebensführung.«
Ein wirklich beeindruckendes Projekt, um jungen Menschen den eigenen Umgang mit Geld näherzubringen, ist der Financial Life Park in Wien, eine Initiative der Erste Group zur Finanzbildung. Der innovative Ansatz dieser Lernwerkstatt weckt Neugier, schult die Reflexion und stellt größere Zusammenhänge her. Hier im Bild etwa an der Station Budgetplanung: Virtuell kann in verschiedene Lebensrollen geschlüpft werden. Etwa in die Rolle der Studentin, des Teenagers oder der Eltern – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Einnahmen- und Ausgabensituation und somit anderen Entscheidungsgrundlagen.
Den Blick auf das große Ganze zu richten, ist auch das Anliegen von Geldbiografien. Denn hinter weitreichenden Finanzentscheidungen stehen immer auch persönliche Werte und wertorientierte Lebensentscheidungen. Umgekehrt bergen etliche Lebensentscheidungen mehr oder minder tiefgreifende finanzielle Konsequenzen, sei es die Berufswahl, die Lebensform, der Wohnort, et cetera. Vor allem sind gerade kritische Lebensphasen oft von der finanziellen Situation beeinträchtigt. Umso wichtiger ist es dann, die eigenen Finanzen im Griff zu haben.
Es lohnt sich, ein Licht auf diese Zusammenhänge von Geld und Leben zu werfen! Reflektierte und kluge Entscheidungen und wohlüberlegte Investitionen dienen als eine echte biografische Ressource.
Gleichzeitig ist es gerade aus der Sicht weiblicher Biografien wichtig, beim Thema Geld auch das Thema Beruf und Karriere mitzudenken. Frauen sind heute besser ausgebildet denn je. Erfreulicherweise schlägt sich das immer öfter in Karrieren nieder. Dennoch hinken wir in Deutschland bei der Gleichstellung der Geschlechter noch ziemlich hinterher. Es bleibt wichtig, erfolgreiche Frauen sichtbar werden zu lassen und sie zum Vorbild und Rolemodell für die kommende Generation zu machen. Außerdem ist es für Frauen auf lange Sicht von großem Vorteil, ihre Erwerbs- und Finanzbiografien miteinander in Einklang zu bringen.
Eröffnet euch Handlungsspielräume für die eigene Finanz- und Lebensplanung!
Wer die Augen bei der Berufswahl öffnet und das Geld in Verhandlungen ernst nimmt, ist besser gewappnet gegen gendertypische Effekte der Lohnungleichheit. Dazu zählt auch, sich strukturelle Rahmenbedingungen zu vergegenwärtigen, die vor allem Mütter viel Geld kosten, brüchige Erwerbsbiografien nach sich ziehen und noch zu oft in beruflichen Sackgassen münden.
Wir unterstützen Frauen dabei, ihre Finanzen zu einer biografischen Ressource werden zu lassen!