Laut dem Global Gender Gap Report 2023 des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum) wird die volle allgemeine Gleichstellung auf globaler Ebene in 131 Jahren erreicht sein. Weder wir noch unsere Kinder werden diesen Tag erleben. Im Gesamtranking steht Deutschland inzwischen auf Platz sechs. Für Europa soll es laut dem Bericht 67 Jahre dauern, alle Gender Gaps zu schließen.
Der jährliche Bericht des World Economic Forum erfasst die Chancengleicheit in einer globalen Rangordnung und unterscheidet die Bereiche Wirtschaft, Bildung, Politik und Gesundheit.
Wenngleich Deutschland in Bezug auf die allgemeine Gleichstellung auf Platz sechs der Gesamtbewertung kommt, hinken wir bei der wirtschaftlichen Gleichstellung weit hinterher und landen nur auf Rang 88 von insgesamt 146 einbezogenen Ländern.
Hierzulande hat der Paradigmenwechsel des geänderten Scheidungsrechts den Blick von Frauen auf das eigene Geld verändert. Dennoch braucht es nicht selten Ermutigung,
sich intensiver mit den Themen Geld, Finanzen und Vorsorge auseinandersetzen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund des Re-Traditionalisierungseffekts
der Familiengründung. Wenn studierte Frauen ihre Finanzen jahrelang aus der Hand geben, um sich dann im Chaos einer Trennung in einem Wald voller Bäume vorzufinden, braucht es viel
Energie und Eigeninitiative, um Licht in das Dickicht zu bringen. Zumal auch Frauen in glücklichen Beziehungen nicht selten sagen, hätte ich nur früher
angefangen, mich mit meinen Finanzen zu beschäftigen, die Zeit fehlt mir heute.
Wenn Lebenspläne von der Lebenswirklichkeit unerwartet durchkreuzt werden, ist es umso wichtiger, das 1x1 der Finanzplanung bereits zu beherrschen. Geld bedeutet Wertschätzung. Gerade in Deutschland geht es für Frauen nicht allein darum, die eigenständige Sicherung der wirtschaftlichen Existenz voranzubringen, sondern vor allem darum, die eigenen Ziele und Potenziale im Alltag tatsächlich verwirklichen zu können. Damit Bücher mit dem Titel Verschenkte Potenziale? (Jutta Allmendinger 2010) endgültig der Vergangenheit angehören.
Sich dem eigenen Umgang mit Geld zu widmen und die persönlichen Finanzen vorausschauend zu planen und zu organisieren, ist keine trockene Angelegenheit, sondern trifft mitten in den Kern tiefster Wertüberzeugungen.
Lebens- und Finanzplanung sind wie Geld und Lebensgeschichte wechselseitig miteinander verschränkt.
Vielen Frauen ist das harmonische Zusammenfügen von Erwerbs- und Familienzeiten ein besonderes Anliegen – sie möchten aber zurecht auch beruflich nicht den Anschluss verlieren.
Prof. Dr. Carsten Wippermann, Autor der Studie Mitten im Leben – Wünsche und Lebenswirklichkeiten von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren, gibt folgenden Rat: »Gleichgestellt orientierte Frauen und Männer müssen bestehende finanzielle Anreize (...) ignorieren, die sich erst später als Fehlanreize erweisen. Das bedeutet, kurzfristig auf ökonomische Vorteile zu verzichten ohne die Sicherheit, dass sich der ökonomische Verzicht langfristig auszahlt.« (Wippermann 2016, S. 9, Mitten im Leben BMFSFJ). Diese strukturellen Fehlanreize solltet ihr kennen:
All diese Fallen führen dazu, dass Frauen in ökonomischer Abhängigkeit von ihren Partnern bleiben und nach Familienzeiten nicht ohne weiteres wieder in den Beruf zurückkehren. Hinzu kommen die
ungenügende Infrastruktur für Kinderbetreuung, ein Stadt/Landgefälle und überholte Rollenbilder. Es lohnt sich für mich nicht zu arbeiten – da nach Abzug aller Kinderbetreuungskosten,
Steuern und Sozialabgaben wenig auf dem Gehaltszettel übrig bleibt – ist keine hilfreiche Überzeugung, um wieder Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden. In der Auseinandersetzung mit euren
Lebenszielen und eurer Berufsbiografie verschafft ihr euch Klarheit über die nächsten persönlichen Schritte zu eurer finanziellen Lebensplanung.
Dabei hilft euch auch ein Blick auf die eigene Geldbiografie.
Eignet euch ein solides ökonomisches Grundlagenwissen an. Nehmt euch Zeit für das Einmaleins der Finanz- und Vermögensplanung. Das geht nicht von heute auf morgen, ist aber längst nicht so kompliziert, wie viele denken. Lernt gute von unseriöser Beratung zu unterscheiden, vertraut auf euch selbst und übernehmt Verantwortung für euer wirtschaftliches Handeln. Als nächstes legt ihr eure persönliche Finanzstrategie fest, die langfristig ausgerichtet sein soll, aber auch die kurz- und mittelfristige Finanzplanung einschließt. Geordnete Finanzen verschaffen euch ein gutes Gefühl von Kontrolle und Sicherheit.
Beginnt frühzeitig mit dem ersten Schritt, damit ihr euer Leben in eigener Regie und ohne Zukunftsangst genießen und auch euer Alter rechtzeitig und nachhaltig absichern könnt.
Verliert eure Erwerbs- und Finanzbiografie nicht aus den Augen,
lernt Anlegen und steht für eure Ziele ein!
Wir unterstützen Frauen dabei, ihre Finanzen zu einer biografischen Ressource werden zu lassen!