Geldbotschaften

Finanzwissen ist nicht gleich Finanzkompetenz

Kennst Du Deine Geldgeschichte? Der Grundstein für den persönlichen Umgang mit Geld wird in der Herkunftsfamilie gelegt. Hier werden nicht nur bestimmte Haltungen und Verhaltensmuster geprägt, sondern im Idealfall auch konkrete Handlungsanweisungen vermittelt, etwa zur Budgetplanung oder zum Sparen und Investieren.

 

Aber Achtung, Finanzwissen allein macht Dich noch nicht automatisch finanzkompetent. Die eigene Geldgeschichte ist nämlich nicht nur mit der Gelderziehung verknüpft, sondern hängt auch mit innerfamiliär übermittelten Geldbotschaften zusammen. Diese zu kennen und zu verstehen, ist ebenfalls wichtig für einen gesunden Umgang mit Geld und Finanzen.

Foto: Stadt Aschaffenburg. Vortragsreihe Geld im Familienalltag

Wie steht es um Deine Gelderziehung?

Viele machen sich erst spät im Leben bewusst, auf welche Weise die eigene Erziehung den Umgang mit Geld beeinflusst hat. In jeder Familie werden Geldbotschaften weitergereicht und immer wieder angepaßt oder reproduziert – teilweise über Generationen.

 

Dies mitunter auch, ohne darüber zu sprechen – und gerade dann! Der familiäre Übertragungsprozess von Glaubenssätzen und Werten ist ein spannendes Feld. Egal ob offen ausgesprochen oder implizit vermittelt, Geldbotschaften sind eine wirkmächtige Komponente des persönlichen Umgangs mit Geld, weil sie zu eigenen Geldglaubenssätzen werden, die unser Handeln maßgeblich beeinflussen.

»Geldbotschaften werden zu Glaubenssätzen, die unser Verhalten steuern.«

Wurde in Deiner Familie über Geld gesprochen? Wenn ja, wie? Welche emotionale Färbung hatte das Thema Geld und wie ging es euch finanziell? Hier reicht die Spannbreite von finanzieller Sorglosigkeit, über phasenweise Einschränkungen, dauerhafte materielle Entbehrungen bis hin zu prägenden Armutserfahrungen und dem Ausschluss von sozialer Teilhabe.

 

Es gibt keine Kausalbeziehungen, aber wer als Kinder erlebt hat, dass der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, dass Geld für wichtige Dinge nicht vorhanden war oder der Strom vom Energieversorger abgestellt wurde, weil die Eltern eine Stromsperre kassierten, der speichert diese Erfahrungen ab und vollzieht eine Anpassungsleistung. So können finanzielle Eskapaden der Eltern als Warnung dienen, um selbst sehr genau auf die eigenen finanziellen Mittel zu achten.

 

Hast Du Taschengeld oder sogar eine Taschengelderziehung erhalten? Wann hast Du Dein erstes Geld verdient und was hast Du damit gemacht? Kommst Du heute gut mit Deinem Geld klar oder reicht Dein Geld nie bis zum Ende des Monats?

Wie gut kennst Du Deinen persönlichen Umgang mit Geld?

Die einen halten ihr Geld lieber zurück, sparen oder geben wenig aus und tun sich vielleicht schwer damit, sich etwas zu gönnen. Andere sind eher freigiebig im Umgang mit Geld, wollen im Hier und Jetzt leben und vergessen mitunter ihre finanzielle Zukunftsvorsorge.

 

Natürlich gibt es viele Graustufen und Zwischenbereiche und müssen sich die Geldpole Sparsamkeit und Großzügigkeit nicht ausschließen, wie Birgit in ihrer Studie zum Umgang mit Geld gezeigt hat. Diese Art von Umgang mit Geld hat sie adaptive Geldpraxis genannt. Auch unternehmerisch geprägte Einstellungen zum Geld wurden herausgefiltert und analysiert.

Wie die Gelderziehung und Lebensgeschichte den Umgang mit Geld prägt

Wir alle wachsen mit Familienbotschaften zum Thema Geld auf. Sie werden auf vielfältige Art und Weise übermittelt und weitergegeben: 

  • eindeutig
  • widersprüchlich
  • changierend
  • ausgesprochen
  • verdeckt

 

Birgit hat diese Geldbotschaften erforscht und nach biografischen Mustern gesucht, auf denen der Umgang mit Geld im Alltag beruht. Die familiäre Weitergabe von monetären Werthaltungen steht uns meist nicht klar und transparent vor Augen, sondern wird erst durch die Aufarbeitung von Verhaltsweisen und Hinterfragen von Werten ins Bewusstsein gehoben. Diese Reflexion der eigenen biografischen Vergangenheit wird auch biografische Arbeit bzw. kurz Biografiearbeit genannt.

Die Ergebnisse zur Wirkungsweise zwischen Geld und Lebensgeschichte sind als Buch bei Campus und als Aufsatz bei Leske und Budrich veröffentlicht. Einen Einblick in die Biografiearbeit und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Bildungsarbeit, Beratungspraxis und im Coaching gibt Birgit auch auf Social Media.

Interessierst Du Dich für die Lebens- und Geldgeschichten der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner? Möchtest Du mehr über Geldbotschaften und Glaubensätze erfahren? Dann folge uns auf Instagram, dort kommen die Informant:innen immer mal wieder zu Wort.

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