Der Equal Pay Day, der internationale Aktionstag für die
Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern wurde 1966 in den USA ins Leben gerufen und 1988 als Red Purse Campaign – rote Zahlen und leere Taschen der Frauen – von den
Business and Professional Women ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
In Deutschland wurde der Equal Pay Day 2007 von den Business and Professional Women
Germany als Initiative Rote Tasche adaptiert und im Jahr 2008 erstmalig als Equal Pay Day Kampagne durchgeführt. Der EPD macht auf den bestehenden Gender
Pay Gap aufmerksam und legt grundlegende Ursachen von Entgeltunterschieden offen. Er wird in zahlreichen Ländern an unterschiedlichen Tagen begangen.
Mit Geldbiografien® engagiert sich Birgit Happel seit vielen Jahren bei der EPD Kampagne. Anlässlich des Equal Pay Day 2010 initiierte sie mit
Kooperationspartnerinnen eine erste Veranstaltungsreihe zum Thema Frauen und Geld. Ziel war es, der erhöhten Verunsicherung gegenüber Finanzthemen im Zuge der
internationalen Finanzkrise ein Bildungsangebot entgegenzusetzen. Sie leisteten Pionierarbeit und konzipierten einen Bildungsurlaub zum Geld der Frauen. Über die Jahre kamen viele Formate und Angebote dazu. Im Jahr 2021 führten wir am Gustav Stresemann Institut
Niedersachen den bundesweit ersten Bildungsurlaub zur Finanziellen Gleichstellung durch.
Das langsame Tempo der Veränderungsprozesse bestärkt uns mehr denn je, Mädchen und Frauen für die Wechselwirkungen von
Erwerbs- und Finanzbiografien zu sensibilisieren. Es ist Zeit für eine gerechte Gesellschaft.
Gender Pay Gap, Gender Care Gap, Motherhood Penalty, Gender Part-Time Wage-Gap, Gender Lifetime Earnings Gap, Gender Pension Gap – wir können sie im Schlaf
aufsagen, sie hängen alle miteinander zusammen. Die beruflichen Wege und das Geld der Frauen sind
untrennbar mit der Frage verknüpft, wie wir als Gesellschaft leben wollen. Frauen verbringen doppelt so viel Zeit mit unbezahlter Arbeit als Männer. Bleibt Zeit fürs Ehrenamt? Backen
wir einen Kuchen fürs Kindergartenfest? Wie gehen wir mit Kindern um, die nicht mitlaufen? Wohin mit den Eltern, wenn sie gebrechlich werden und auf unsere Hilfe angewiesen sind?
Auch wenn sich viele Probleme ähneln, sind Familiengeschichten sehr heterogen und individuell. Als meine Mutter im Jahr 2003 an Demenz
erkrankte, gab es diese Krankheit noch nicht als offizielle Kategorie innerhalb der Pflegeversicherung. Betroffene Familien mussten sehen, wie sie selbst klarkommen und die Pflegeverantwortung in
ihren Alltag integrieren. Im gleichen Jahr kam unsere Tochter zur Welt. Der seit 2009 geltende Rechtsanspruch auf Großelternzeit hätte uns damals nicht weitergeholfen, er verkehrte sich in sein
Gegenteil. Die besondere Lage und Beanspruchung von Sandwich-Familien wurde und wird nicht gesehen.
Zwar hat sich einiges zum Positiven gewendet: Im Bereich der frühkindlichen Kinderbetreuung wurden die Weichen neu gestellt, pflegende Angehörige wurden auf mehreren
Ebenen gestärkt. Der Umfang der Care-Arbeit dringt inzwischen mehr ins öffentliche Bewusstsein und die Dienstleistungsberufe wurden aufgewertet. Zugleich stecken wir mitten
in einer Care-Krise der Kinderbetreuung und des Pflegesektors. Care muss neu gedacht werden.
Neue Rollenbilder, gleichberechtigte Partnerschaften, moderne Unternehmenskulturen und mutige Führung kommen nicht über Nacht. Inzwischen zeigt es sich an den Zahlen
und Ergebnissen, ob Unternehmen mit der Zeit gehen oder in alten Mustern verhaftet bleiben. In vielen Ländern sind gleichgeschlechtliche, homogene Teams bereits ein No-Go, diverse Führungsteams
hingegen erfolgreich und zukunftsfähig. Und auch in den Partnerschaften sind viele Steine ins Rollen gekommen.
Dennoch ist unsere Mission noch nicht beendet. Notwendige Veränderungen, die Einzelne nicht alleine voranbringen können, wie ein modernes
Familiensplitting, das die finanzielle Selbstbestimmung von Müttern gewährleistet und keine strukturellen Fallen bereithält, müssen politisch angegangen werden. Auch die Situation von
Ein-Eltern-Familien ist trotz Nachbesserungen nach wie vor fragil. Gleichberechtigte Teilhabe geht uns alle an.
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