Der Equal Care Day wurde von Almut Schnerring und Sascha Verlan initiiert und am 29.02.2016 zum ersten Mal durchgeführt. In Schaltjahren, wie
2016 und 2020 wird er sichtbar und soll die unsichtbare Sorgearbeit, die öfter von Frauen als von Männern übernommen wird und nur verzerrt in den volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen auftaucht, aus ihrer Nische herausholen.
Rund um den Equal Care Day 2020 gab es in über 20 Städten Aktionen und Veranstaltungen. Auf der zweitägigen Equal Care Day Konferenz am 28.02. und 29.02.2020 in Bonn wurde die Care-Situation in Deutschland und weltweit diskutiert. Im Care-Camp und in
interdisziplinären Workshops wurden Lösungsansätze erarbeitet, auf deren Grundlage das Equal
Care Manifest entstand.
Eine Welle der Solidarität zog sich durch die gesamte Veranstaltung. Die Evangelische Akademie im Rheinland hat es in ihrer Rückschau sehr treffend ausgedrückt: Wenn das Tagungsthema
selbst, die Fürsorge füreinander, auch als solches auf einer Konferenz gelebt wird und eine ganz besonders wertschätzende Atmosphäre unter den Teilnehmenden herrscht, dann handelt es sich um die
Equal Care Day Konferenz in Bonn.
Care-Camp Session
Am Vortag des Equal Care Day 2020 wurde auf der ECD-Konferenz ein Barcamp ausgerichtet. In meiner
Care-Camp Session ging es um die Erwerbs- und Finanzbiografien von Frauen. Von strukturellen Rahmenbedingungen, über überholte Rollenmuster und Geschlechterstereotypen bis zu
Berufswahlpräferenzen wurde über #dasgeldderfrauen diskutiert.
Die Möglichkeiten zur finanziellen Eigenverantwortung werden bei Frauen von Strukturbedingungen beschränkt und sogar unterlaufen. Die Stellschrauben für die
wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen liegen nicht nur in den Händen individueller Akteurinnen, sondern erfordern politische Interventionen, vor allem auf dem Gebiet der Steuer-
und Sozialversicherungsgesetzgebung. Die Entscheidung für ein Kind darf nicht länger ein biografisches Risiko sein, wie die Bundesregierung im achten Familienbericht 2012 einräumte: "Vor dem
Hintergrund instabiler Partnerschaften und unzureichender Betreuungsangebote für Kinder bedeutet damit die Entscheidung für ein Kind ein biographisches Risiko für Frauen." (BMFSFJ 2012, S.
22)
Frauen müssen frühzeitig für die weitreichenden finanziellen Folgen ihrer Lebensentscheidungen sensibilisiert werden. Möglichkeiten und Grenzen finanzieller Selbstverantwortung
sind auszuloten und im Sinne eines Empowerment-Ansatzes in Bildungsinitiativen zu verankern. Materialien in leichter Sprache zur Finanziellen Grundbildung von
Mädchen und Frauen findet ihr hier. Zur Verbesserung der Strukturbedingungen fordern wir weitere politische
Interventionen ein. Und da wir nicht warten können, bis sich die Strukturen verändert haben, müssen wir uns schon heute um unser Geld kümmern. Dazu gibt es auch eine gute Nachricht: Die Deutsche
Börse hat inzwischen den Nachhaltigkeits-Dax an den Start gebracht: Dax 50 ESG.
Der Index enthält deutsche Aktien, die sich an Environmental, Social und Governance Kriterien ausrichten, also Umwelt, Soziales und
Unternehmensführung einbeziehen. Geld hat eine ungemein emanzipatorische Wirkung. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, all die Gender Gaps zu schließen und die wirtschaftliche
Unabhängigkeit von Frauen zu stärken. Lernt investieren!
#wirtschaftlicheunabhängigkeit #ineinegutezukunftinvestieren #bethechange
Gesucht: Vorbilder statt Rabenmütter
Das Frauenhearing Aschaffenburg greift immer wieder die Themen Rollenbilder und Care-Arbeit in seiner
jährlichen Veranstaltung am internationalen Frauentag auf. Im Interview mit dem Main Echo legten Rentate Oehler und Birgit Happel die Eckpunkte der unvollendeten Gleichstellung von Frauen dar.
"Global betrachtet zahlen die Frauen einen hohen Preis, Oxfam spricht von einer Ungleichheitskrise. Wir müssen auch während der Erwerbsphase ein gutes Leben und ausreichend Zeit füreinander haben.
Wir können nicht alles auslagern oder sogar ins Rentenalter verlagern." (Birgit Happel)